Matriarchale Spiritualität, Mythologie und heimische Bräuche

JAHRESKREISFESTE um die Mysterien werden, wachsen, verwelken und aussähen analog dazu Geburt, Liebe und Tod im Menschenleben.

Feste im Zyklus der Erde und der Frau

Die Erde und der gesamte Kosmos ist zu aller Anfang überall auf der Welt als göttliche Mutter verehrt worden. Dafür gibt es reichlich Zeugnis aus Vergangenheit und Gegenward. Sie ist konkret wie die Landschaft und doch universell „die Eine mit tausend Namen und tausend Gesichtern„ so verschieden, wie die Landschaft der jeweiligen Region ist. Ein Bergvolk verehrt seine Berggöttin, an der Küste wird sie eine Meeresgöttin genannt, als Flussgöttin durchströmt sie die Landschaft und macht sie fruchtbar.

Bei uns im deutschsprachigen Raum, vor allem in den Alpen, wurde die Erd-Mutter, vom alten Volk  den vorindoeuropäischen, vorkeltisch, vorrömischen, Ur-Einwohner Europas „Frau Holle“  oder „Frau Percht“ genannt. Ein weiterer Begriff im alten matriarchalen Europas war “Frau“ (mhd. frouwe), der Begriff für die „allumfassende hohe Frau“ im Sinne von Göttin. Wir kennen heute noch viele Orte die  Frauenstein, Frauenholz, Frauenau heißen. Der Ausdruck ist in der Christianisierung auf Maria übertragen worden und alte Kultorte mit Kirchen „zu unserer lieben Frau“ überbaut worden.

Ebenso erging es den „drei heiligen Madeln“ Barbara, Katharina, Margaretha, welche die christliche Überbauung von den (vor)keltischen „drei Bethen“ sind. Diese gehen in den drei heiligen Farben weiß, rot, schwarz auf die dreifache Göttin und die Hell- und Dunkelphasen der Vollmondin zurück, die 13 mal im Jahr am Himmel steht und die Gezeiten der Meere, der Erde und uns Frauen Monat für Monat beeinflusst.

Die Zahl 13 ist dämonisiert worden, sie begegnet uns häufig noch in Märchen als die dreizehnte Fee.

Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz am Fenster, ist uns bekannt aus Schneewittchen.

Im Ostalpenraum, Bayern, Österreich Slowenien wurde die vorkeltiche Noreia verehrt ,welche „oh du magische Lebenskraft Spendende “ angerufen wurde. Eine Ackerbaugöttin welche von den Römern mit Isis, gleichgesetzt wurde, Eidisi-Noreia, welche ebenfalls das Land selbst repräsentiert. Ihr waren Haine, Steine und Höhlen gewidmet sowie ein Heiligtum in Hohenfels in Kärnten, mit fünf gesicherten Weihinschriften. Ihre mythischen Züge gingen später auf Hemma von Gurk über welche die Landesahnfrau ist. Besonders Frauen hatten eine enge Beziehung zu Noreia und ihren Kult und „Rutschsteinen“, zu denen sie 2000 Jahre gingen wenn sie schwanger werden wollten um Kinderseelen zu empfangen. Solche gibt es zahlreich im ganzen Alpenraum.( Derungs)

In Sagen über die „Saligen“, in Märchen, in unseren Bräuchen und nicht zuletzt im Kirchenjahr, führt uns eine Spur, ein alter Pfad zurück in die matriarchale Zeit Alteuropas. Gerade uns Frauen fehlt das Wissen aus alter Zeit, welches dringend nötig ist für eine Identifikation als Frau, um in eine neue Weiblichkeit zu finden und Anteil am Göttlichen zu haben. „Lib“ geht auf Leben zurück, Körper aber auf das lat. Wort „korpus“, was Leichnam bedeutet. Darum tut es uns gut, Jahreskreisfeste zu feiern, unseren Leib zu spüren denn analog zur Natur ist unser Frauenleben, eingebettet im Zyklus. Gefeiert wird die Erscheinung der Erde die vom Sonnenstand bestimmt wird in acht Wandlungsphasen, denn alle sechs  Wochen verändert die Erdmutter ihr Antlitz in der Vegetation und wirkt auch in unserem Frauenleben.

Diese Rituale ehren die Erde und geben uns jene heimische, verlorene friedvolle kraftvolle Spiritualität zurück, die wir heute brauchen um wieder in unsere Würde zu kommen.

Für einen neuen Weg auf einem alten Pfad  für neue Ganzheitlichkeit zwischen Frauen und Männern, Generationen, Tieren und Pflanzen, denn wir sind alle eingebettet in Rhythmen und Zyklen der großen göttlichen Mutter Natur.

Weiter lesen…

Lichtmess 02. Februar

weite Sicht und klares Licht -Lichtmeßenergie, Sicht vom Magdalensberg

Erscheinung der Erde: Die Erde zeigt sich im weißen Gewand. Klirrende Kälte, glitzerner Schnee, Eiszapfen gehören zum Hochwinter Die Sonnenbögen sind nun sichtbar höher geworden und das klare kalte wachsende Licht gibt uns neue Ideen und Visionen für das kommende Jahr. Es weckt Tiere und Pflanzen auf, die Wiederkehr des Lichtes ist mit der Wiederkehr des Lebens verbunden. Das magische Keimen beginnt und ein uraltes weibliches Geschehen vollzieht sich, vor unseren Blicken verborgen, unter der Schneedecke, im Erdbauch aufs Neue. Diese neue heitere Energie macht uns und vor allem die Kinder „närrisch„ darum fällt auch der Fasching in diese Zeit.

Die bekanntesten Göttinnen des Lichts und des Neuanfangs sind Brigid aus dem irisch-keltischen Raum. Ihr Name geht auf „bright“ zurück (hell, leuchtend), und die im Alpenraum bis heute verehrte Percht (ahd. perachta  hell, glänzend, strahlend). In der Zeit der Christianisierung ist das Lichtbringen auf Maria übertragen worden mit ihren Himmelssymbolen wie Sternenkranz und Sonnenstrahlen und zu ihren Füßen die Mondsichel. Zu „Maria Lichtmeß“ ist die himmlische Göttin, zur Königin des Himmels geworden, so wie wir sie heute kennen.

Brauchtum: In allen Faschingsbräuchen, wo Alt und Jung sich verkleidet, ausgelasen feiert ist die nun veränderte Energie in der Welt spürbar. Zu dieser Zeit schmückt man in Klagenfurt den Lindwurm, mit einer dreizipfeligen Narrenkappe an dessen Zipfel goldene Glöckchen baumeln, welche den goldenen Äpfeln der Wiederkehr der Anderswelt gleichen . Der Lindwurm stellt die transformierende Kraft der Unterwelt dar, aus welcher jetzt das Sonnenlicht hervorbricht.

Der neuen Energie Platz zu machen darauf bezieht sich auch der Brauch des „Auskehrens“ mit Birkenreisig zu einem Besen gebunden, die Reste der alten Energie des vergangenen Jahres werden weggefegt. Der Besen ist ein ur-alter naturmagischer Gegenstand und eng mit den Hexen als dämonisierten Frauen verbunden.

In nordischen Ländern bringt Lucia stellverteten durch junge Mädchen im weißen Gewand und mit einem Kerzen-Kranz am Kopf das Licht wieder, wenn sie von Haus zu Haus wandern.  

Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche 20.-21. März

Erscheinung der Erde: Astronomischer Frühlingsbeginn, Mutter Erde ist im gelben Gewand. Haselnuss und Weide blühen, Schlüsselblumen auch Himmelschlüssel genannt, Huflattichblüten, Märzenbecher und Narzissen stehen auf der Wiese, Forsythien-Sträucher in den Gärten. Milde Frühlingsluft und wilde Wetterwechsel kennzeichnen die Jahreszeit. Überall ist es zu beobachten, unaufhaltsam bricht das Leben hervor.

Schwimmender Osterglockenkranz

Die Frühlingsgöttin, Ostara ist die Schützerin des Jungen und Wilden, der Menschen- und Tierkinder. So braust sie mit dem Frühlingssturm daher und schafft Platz für das Neue. Artemis ist die archaische Göttin der „wilden Jagd“ welche den Frühlingssturm darstellt. Ihr Gebiet sind die Wälder und Berge so wird sie mit einem goldenen Wagen vor dem Hirschkühe gespannt sind abgebildet. Sie braust über die Bergspitzen mit einem silbernen Bogen der den Frühlingsmond darstellt. Frau Holle und Ostara wandeln über die Erde und wo ihr Schritt war, erblühen die schönen Frühlingsblumen, so wird das Land wieder grün. „Ostara“ oder „Eostra“, die germanische Frühlingsgöttin, hat dem christlichen Osterfest seinen Namen verliehen.

Brauchtum dieser Zeit: Wir schenken uns heute in Form des bunten Ostereies, den Keim des Lebens, den die Osterhäsin in ihrer „Buttn“ trägt. Frauen die früher auf Kindersegen hofften, gingen an Quellen und Brunnen, das Osterwasser holen, die heute noch „Kinderbrünnl“ genannt werden um „schön“ zu werden. Die Bedeutung ist, schwanger zu werden, denn kaum jemand strahlt wie eine schwangere Frau. Alle weiteren Frühlingsbräuche beziehen sich auf die Fruchtbarkeit. Das Binden der Palmbuschen, in Tirol tragen Mädchen den Palmbuschn und Burschen die Palmstangen geschmückt mit Bändern und Brezeln wobei gewetteifert wird wer die längere Stange hat.

Das Frühlingsaufwecken, der Frühlingsgöttin übernehmen in Österreich allerorts die Kinder traditioneller Weise mit Holz-Ratschen, oder Glockenstäben und Glocken. Weitere Bräuche sind in Kärnten die Osterjause. Üblich ist, den Reinling zu essen, eine Süßspeise aus deren Mitte ein rotes Osterei hervorlugt. Rot als Farbe des Lebens, das Ei als Keim des Neuen wird nun geboren. Weit leuchtende Osterfeuer sind zu sehen, sie erhellen die Bergipfel und die Täler zur Unterstützung und Erstarkung der Sonne.

Osterfeuer und Funkenregen

Maifest 01. Mai

Erscheinung der Erde: Die Welt wird wieder grün, Knospen brechen auf und weiße und zart rosa Blüten werden sichtbar. Die Vögel singen frühmorgens und balzen und beginnen ihre Nester zu bauen – es liegt was in der Luft – die Bienen und Hummeln schwirren um die Blüten um Nektar zu sammeln, wir Menschen haben Schmetterlinge im Bauch, die Liebesenergie erwacht. Es wird wärmer und die Pflanzen streben dem Licht entgegen. Die Erde, die Bäume stehen da in voller Blütenpracht, wie eine Braut.

Göttinnen dieser Zeit: Laut Mythologie steigt nun Venus aus dem Wasser empor, Tauben umkränzen ihr Haupt, sie gehören zu ihr, der Liebesgöttin. Frau Holle heißt jetzt Hulda und zieht ihren Kamm aus dem Gürtel um ihr goldenes Haar zu kämmen, glänzend wie Sonnenstrahlen und wiegend wie Gräser im Wind.  Walburga tanzt mit ihren Seherinnen auf den alten Kult- Plätzen, in der Walpurgisnacht, welche dem großen Volksfest am 01. Mai vorausging.

Brauchtum: Liebevoll schmücken heute noch Frauen Marien- Flurkapellen zur Maiandacht mit Rosen und Flieder. Hinter Maria steht in dem Fall die Liebesgöttin, im Wonne-Monat ist es heute noch üblich der Liebsten einen „Maien“, einen kleines Bäumchen oder mit Bänder gechmückte Birkenzeige vor das Fenster oder der Tür zu stellen.

Alljährlich zu Pfingsten gibt es im Kärntner Gurktal in Weitensfeld, das „Kranzlreiten“, drei Männer hielten der Legende nach, um die Hand der Burgfrau an, den alten Heiratsaufgaben zur Folge wurde ein Wettlauf veranstaltet. Den Sieger nahm sie zum Mann, dieses Schauspiel wird jährlich um die selbe Zeit wiederholt entspricht dem magischen Jahr des Jahrezeitenkönigs oder Vegetations-Heros der weltweit in der Mythologie vorkommt. Der Sieger erhält sinngemäß den Kuß der „Jungfrau“, geküßt wird die Statue der steinernen Jungfrau, mit bekränzten Haupt, alle 25 Jahre ist es eine Frau aus Fleisch und Blut. Dreimal wird im getreckten Galopp um die Wette geritten, auf mit Kränzen geschmückten Pferden und eine Wegstrecke gelaufen.

Auch beim „Kufenstechen“ geht es darum daß junge Männer ihre Treffsicherheit beweisen. Auf einem Holzpfosten wird eine Art Holzfass gestülpt auf ungesattelten Pferden wird im Galopp herangeritten. Der Reiter muß dieses treffen, dann nimmt er mit seiner Keule das ihm entgegen gehaltene Kränzchen wärend des Reitens auf. Nach dem Kufenstechen gibts den Tanz unter der Linde bis in den frühen Morgen. Die Linde stellt wegen ihrer Herzförmigen Blätter ein klasische Liebessymbol dar.

Maibaum

Junge Leute tanzen um den Maibaum und verbandeln sich, dafür stehen die bunten Bänder, die Liebeskraft kommt zurück.

Der heute bekannte Maibaum mit dem Kranz, ist ein Vulvasymbol, der den fruchtbaren Schoß der Natur darstellt, er steht im Mittelpunkt unseres Brauchtums. Junge Männer zeigen ihre Geschicklichkeit und Manneskraft um dorthin zu gelangen um Ihren Liebsten zu imponieren. Die erotische Anspielung ist unübersehbar und heute noch ein Volksfest, wo der Bandeltanz nicht fehlen darf, der den „Baum“ umwebt bis die weiß-roten Bänder den Stamm umschließen.

Sommersonnwende 21. Juni

Erscheinung der Erde: Die Sonne hat ihren höchsten Stand erreicht, Mutter Erde erscheint im roten Kleid.

Die Rosen blühen in den Gärten und am Feldweg zeigen sich zart wie Schmetterlingsflügel der rote Mohn der Klatschmohn zwischen den Ähren. Die Natur ist nun üppiger denn je, gleichzeitig erscheinen Blüten und Blätter im satten Grün und leuchtend rote Früchte wie Kirschen und Erdbeeren. Süße Himbeeren hängen an den Sträuchern. Alles Leben hat sich entfaltet und wird nun reif. Jetzt ist die höchste Liebesenergie in der Welt, sie ist die Kraft die die Welt in den Angeln hält. Vom Himmel kommen der Regen und die Strahlen der  Sonne auf die Erde und die Pflanzen wachsen der Sonne entgegen und werden langsam reif.

Göttinnen der Liebe: Frau Hulda wie Frau Venus läd nun, laut Mythologie, ihren Geliebten Tannhäuser in eine ihrer Kulthöhlen ein, zahlreiche Venushöhlen und Frauenberge sind in Europa bekannt, die alte Liebes- Kultplätze sind seit der Christianisierung Kalvarienberge. Als Partner der Liebesgöttinnen kennen wir den Jahreszeitenkönig oder Sonnen-Heros, Vegetations-Heros auch als „Wilder grüner Mann“ bekannt. In Griechenland heißt die Liebesgöttin Aphrodite nach ihr ist das Aphrodisiakum benannt.

Das Fest der Mittsommernacht ist voll magischer Energie, dies kann jede bezeugen, die eine der mondhellen Nächte von Glühwürmchen umgeben, im Freien verbracht hat. Es ist, als ob alle Naturwesen Nymphen und Nixen aus den Bächen steigen. Elfen und Feen aus ihren Hügeln kämen um im Reigen zu tanzen, es ist die hohe Zeit des alten Volkes.

Brauchtum: Heute kennen wir den alten Brauch der Sonnwendfeuer, die weit über die Täler hinaus sichtbar sind. Mit dem Liebsten bei großen Festen, Hand in Hand übers Feuer zu springen gehört dazu, soll uns Glück und Segen bringen.

In Kärnten am Ullrichsberg ist das Scheibenschlagen bekannt, auf einer Holzstange wird eine kunstvoll geschnitzte hölzerne Scheibe gesteckt und in die Flamme gehalten. Mit einem Spruch und mit Schwung werfen die Burschen sie für ihre Liebste in die Nacht .

Schnitterin 02. August

Erscheinung der Erde: Je nach Sonnenstand und Farbe des Himmels leuchten Gewässer in verschiedenen Türkiesblautönen, Lichtreflexe wandern am Grund der klaren Wasser. Zarte schillernde Libellen fliegen über die Oberfläche. Es ist Hochsommer und sehr heiß, nun muss die Sonne in ihrer sengenden Kraft beschnitten werden damit nicht alles verdorrt. Die Wachstumsphase ist zu Ende. Das Wasser wird herbei gerufen, wir kühlen uns, an Seen und Bächen ab. Die Kornfelder sind goldgelb und wiegen sich im Sonnenlicht.

Sichel

Jetzt ist die Zeit der Schnitterinnen, welche mit blanker Sichel die Ernte beginnen. Regenschauer kühlen die Erde ab. Die Sonnenbögen werden kürzer. Es beginnt langsam zu „herbsteln“. Kräuterbüscheln werden um den sogenannten „Frauendreißiger“ gebunden. Äpfel und alle Früchte, die bis jetzt gewachsen sind, beginnen zu reifen. Vielleicht werden wir melancholisch durch den Abschied des Sommers.

Schnitterin am Umzug des Wiesenmarktes

Am 02. August zieht die Göttin der Transformation übers Land, sie bringt dem Getreide den Tod und stillt mit Brot den Hunger der Menschen.  Die alte Schnitterin ist durch die christianisierte Notburga verdrängt worden. Auch sie beschneidet die Sonne und die Dienstzeiten der Mägde, Notburga ist abgebildet, mit Korn und Sichel an steinernen Bildsäulen zu finden.

Mutter Erde ist zur nährenden Kornmutter geworden, wie die griechische Demeter. Viele Marienstatuen enthalten das Kornmuttermotiv, es ist als Abbild der Ähren an ihrem Mantel zu erkennen.

In den Farben der Schnitterin ,schwarz und goldblond wie Getreide wird am Umzug getanzt

Nun ist es auch in unserem Leben günstig Schnitte zu setzten, um das Wesentliche reifen zu lassen und unnützes auszuschneiden, um für Neues Platz zu schaffen. Das türkisblaueWasser hilft, die rote Kraft, die Hietze einzudämmen. Das Wasser transformiert, weicht auf und läßt abfließen. So können auch wir dem Wasser mitgeben was weiterfließen darf und soll.

Herbst-Tag-und-Nachtgleiche 22.-23. September

Erscheinung der Erde: Die Erdmutter kleidet sich in Orange und Ocker, der astronomische Herbst beginnt. Die Zeit der Fülle und des Erntedankes beginnt. Äpfel, Birnen, Nüsse, Weintrauben sind süß und reif geworden. Die Blätter im Wald werden bunt, rot, gelb und orange. Die Nächte werden kälter; die Insekten sterben allmählich.

Pflanzen und Tiere ziehen sich in den schützenden Erdbauch zurück. Erntedankkronen werden geflochten, wir danken für alles was die Erde hat wachsen lassen. Dafür tragen wir liebevoll die Kornkronen aufs Feld und schmücken sie wie eine Königin. Wir legen unseren Blick weg von den Mängel, hin zur Fülle und empfinden Dankbarkeit. Heute tragen wir die Krone stellvertretend in die Kirche zu Maria.

Als Brauch kennen wir heute Erntedank und Oktoberfeste.

In Kärnten wird zu dieser Zeit der allerseits beliebte Wiesenmarkt aufgebaut der eine lange Tradition hat, eine Prozession geht ihm voraus in der Erntedankkronen am Erntedankwagen durch die Straßen gezogen werden. Schausteller bauen ihre Karusselle und andere Atraktionen auf und dann wird zehn Tage von Jung und Alt gefeiert .Stellvertretend für die Göttin Noreia die einst am Kultwagen über die Felder gezogen wurde ist es nun Hemma von Gurk die am Prozessionswagen liebevoll geschmückt durch die Strassen gefahren wird am Wiesenmarktumzug. Es geht richtig „rund“ bevor es ruhig wird im Land und wir uns Witterungs bedingt in unsere Häuser zurückziehen. So wie sich in der Natur die Energie ins Innere des Erdreiches zurückzieht.

Hemma von Gurk am Erntedankwagen

Göttinnen der Zeit: Frau Holle heißt nun Hel, wenn sie die Seelchen der sterbenden Tier- und Pflanzenwesen in die Unterwelt geleitet. Heim in die Anderswelt im Berg wo sie die Seelchen in einer goldenen Wiege hütet bis zur seligen Wiedergeburt, wie uns die Mythologie zeigt. Noreia oft gleichgesetzt mit Isis der Ackerbaugöttin, erhält nun den Erntedank. Früher zog man ihre Figur am Kultwagen übers Land nun wird stellvertretend die Ahnfrau, Hemma von Gurk, am Erntedankwagen durch die Straßen gezogen, liebevoll haben ihr Frauen ein rotes Tuch um die Schultern gelegt.

Die ägyptische Nut nimmt die Seelen auf ihren Geierflügeln mit zu den Sternen, von dort aus leuchten sie  zu ihren Clans und Sippen herab.

Hathor als Todesgöttin gießt nun Lebenswasser für die ankommenden Seelen aus und nährt sie mit Datteln in der Unterwelt. Sie wird sitztend dargestellt mit dem Pharao am Schoß. Wir erkennen die Ähnlichkeit mit der Darstellung Marias mit dem Jesuskind.

Freya nimmt ihre Toten mit in die märchenhaften Hallen in Folkwang, wo es lustig zugeht getanzt und gefeiert wird.

Allerheiligen und Allerseelen 02. November

Erscheinung der Erde: Die Tage sind kurz geworden. Die Äcker stehen leer, Hagebutten leuchten. Es blühen Erika, Astern und Herbstzeitlose violett. Es ist die Farbe der Grenze der Diesseits und der Anderswelt, die in dieser Zeit durchlässig wird. Ruhe tritt allmählich ein. Nebelschleier hüllen alles ein. Tiere legen sich in ihre unterirdischen Höhlen schlafen, die Samen sind in die Erde gefallen, überwintern, Insekten sterben, die Erde webt aus Altem Neues.

Wir feiern die Ahninnen und Ahnen in dieser Zeit, pflanzen Erika am Friedhof, bitten um ihr Geleit und danken für ihren Segen. Wir ziehen uns in unsere Häuser zurück und erzählen uns alte Geschichten, so sind wir unseren Ahnen nahe.

Ur-Oma Anna mit ihren persönlichen Dingen

Göttinnen der Zeit: Holle spinnt und webt nun ihre Schleier, zieht über leere Äcker und Gärten der Mythologie nach folgen ihr eine endlose Schar der Seelen, denn die Tore zur paradiesischen Anderswelt stehen zu dieser Zeit offen. Sie ziehen geschützt unter ihrem Mantel. Seit der Christianisierung ist es der hl. Martin, der uns mit dem Mantelmotiv vertraut geworden ist. Doch noch immer sind es die Kinder die ihn, statt der Holle, begleiten, denn im November gehen die Kindergärten den wunderschönen Laternenlauf mit ihren selbstgemachten Lichtern, wo unsere Kleinsten, wie hoffnungsvoll-leuchtende Glühwürmchen die frühe Dunkelheit erhellen und uns Freude bereiten. Sie sind das Licht der Welt.

Nun ist auch die hohe Zeit der Percht, vor der Wintersonnwende als Schiarchpercht führt sie die Seelen, die wilde Jagd an, (hat nichts mit kriegerischen Wotan zu tun) braust mit den Herbststürmen daher, als Schönpercht bringt sie das Leben und das Licht nach der Wintersonnwende wieder zu uns. Auch die Perchten symbolisieren die Seelen der Anderswelt.

Wintersonnwende 21. Dezember

Erscheinung der Erde: Es ist die Zeit der Ruhe und Stille. Mit der Wintersonnwende erleben wir die längste Nacht und den kürzesten Tag im Jahreskreis. Die Dunkelheit ist mehr und mehr gewachsen. Das Universum ist tiefblau und die Sterne leuchten wie Juwelen. Wir haben klare kalte Nächte. Die Sonne hat ihren tiefsten Punkt erreicht und steigt nun langsam wieder auf.

Göttinnen der Zeit: Percht und Holle begegnet uns nun als die Gabenbringerin. Die bekannteste Tätigkeit der Frau Holle ist, dass sie es schneien läßt, jedoch ist sie ursprünglich die Gabenbringerin welche als Erdgöttin die Menschen mit ihren Gaben durch den Winter kommen läßt. Ursprünglich fuhr statt Santa Claus, Frau Holle wie Diana und Artemis mit ihrem Hirschwagen mit weißen Hirschen, durch die Lüfte und warf durch das“ Seelenloch des Hauses“ den Schornstein, ihre Gaben. Das magische am Wagen ist das Rad mit acht Speichen welches auf acht Jahreszeiten hinweist.

Brauch: Zu Weihnachten feiern wir mit der Wintersonnwende das Wiederkommen des Lichtes, durch die Christianisierung fällt Christi Geburt in diese Zeit, das Jesuskindlein wird auch strahlenumkränzt dargestellt und man nennt es das Licht der Welt, weil eben dieses wiederkehrt. Der Adventkranz aus immergrünen Zweigen, Tanne und Efeu symbolisiert dass, das Leben nie endet. Es gibt Hoffnung, dass nicht alles stirbt sondern wiederkommt. Der Weihnachtsbaum immergrüner Tannen und Fichten symbolisieren zum einen den Weltenbaum, hat auch zu tun mit dem „Holzblock holen“ als heimholen des Waldgeistes der mitfeiert und Segen spendet und mit Lichtern geschmückt sagt er uns, dass das Licht nun wiederkommt.“ Oh Tannen Baum dein Kleid will mich was lehren“…

In Österreich, im Burgenland kam statt des Christkindes, früher, die Puddlmutter, die das  wiederkehrende Licht brachte, sie beschenkte wie die Erdmutter die Kinder mit Äpfel und Nüssen und brachte Geschenke und nahm sich der verwaisten Kinder an, in der heiligen Nacht.

Die 12 Weihenächte oder Mutternächte bzw. Rauhnächte, galten von jeher als heilig. Es wurde geräuchert und die Tiere im Stall bekamen Maulgaben. Das Räuchern als Abwehrzauber zu sehen ist verkürzt. Der Rauch stellt eine Feinstoffliche Form der Frauenkräuter dar welche die Ahnenwesen versinnbildlichen. Verströmt im Haus und Hof schützen und segnen sie Mensch und Tiere. Geister sollen beim Räuchern nicht vertrieben werden sondern das Anwesen mit deren Gegenwart erfüllen. Vom 25. 12. – 06. 01. wurde geräuchert und orakelt bis zum  Fest der Erscheinung (Epiphania). Mutter Natur ist in allen Farben und Aspekten übers Jahr erschienen. Wir kennen seit der Christianisierung, die Vermännlichung der Dreifachen Göttin oder den drei Schicksalsfrauen, in den heiligen drei Königen. Mit Kreide schreiben wir heute noch C+B+M auf unsere Tür, was Catharina + Barbara + Margaretha bedeutet hat, als Nachfahrinnen der drei Bethen( oder Schicksalsfrauen.). Das gleichschenkelige Kreuz dazwischen sind die Bethenkreuze welche Wegkreuzungen bedeuten an welchen früher den Bethen, Salz oder Wachs geschenkt wurde. Ihretwegen klopfen wir auch dreimal auf Holz es soll uns Glück bringen. Lustiger Weise werden die drei Heiligen heute wieder hauptsächlich von umherziehende singenden, den Stern tragenden, Mädchen dargestellt.

Das Jahresrad hat sich nun vollendet. Es beginnt von neuem! Am .2.Februar ist Lichtmeß…

Die Jahrezeitenfeste gehen auf die Forschung von Dr. Heide Göttner-Abendroth zurück.

Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten