Das Matriarchat

stellt die Bedürfnisse von Müttern und Kindern ins Zentrum der Gesellschaft.

Das Matriarchat ist eine Gesellschaftsform, sie unterscheidet sich vom Patriarchat durch die Abwesenheit von Gewalt und Hierarchie. Der Begriff „arche“ ist griechisch und bedeutet Ur-Anfang oder Beginn, wie am Wort Archäologie und Archetyp ersichtlich ist. „Matri“ geht auf das Wort Mutter zurück, also heißt Matri-archat übersetzt „am Anfang die Mütter“, das ist eine biologische Grundtatsache, aus der eine kulturelle gemacht wurde.

Matriarchate sind wohlgeordnete Konsensgesellschaften basisdemokratisch und Gender-egalitär, bedürfnisorientiert und friedvoll. Die Werte Gebären, Nähren, Fürsorge, Gleichwertigkeit und Friedenssicherung sind zentral. Verteilung ist das Ideal, nicht Akkumulation.

Auf sozialer Ebene beruhen matriarchale Kulturen auf dem Clan. In großen offenen Höfen leben bis zu vier Generationen Menschen der mütterlichen Linie zusammen, bei Heirat zieht der Mann ins Haus der Frau. Generationen, weibliche und männliche Bezugspersonen sind kontinuierlich für Kinder da, im Generationen-Sippenhaus erleben Frauen, Kinder und Jugendliche größtmöglichen Schutz bei gleichzeitig größtmöglicher Freiheit der individuellen Frau.

Mutterhaus – Minangkabau

Wirtschaftlich gesehen, sind Matriarchate Ausgleichsgesellschaften. Dafür sorgen die Frauen, ihnen sind zur Verwaltung Land, Haus und Lebensmittel in die Hände gelegt. Güter werden gerecht zum Wohle aller verteilt, nicht gehortet. Es wird Subsistenzwirtschaft mit lokaler und regionaler Unabhängigkeit betrieben, alles ist Clanbesitz im Sinne von Nutzungsrecht, so leben matriarchale Menschen im allgemeinen Wohlstand und Frieden.

Männer und Frauen achten einander und alle Entscheidungen werden ausschließlich im Konsens getroffen. Die Würde der Männer ist es, die Frauen zu unterstützen und zu schützten, dies tun sie mit großer Diplomatie, denn sie lehnen Gewalt ab.

Frau und Männer in traditionellen Festgewand – Minangkabau

Auf spiritueller Ebene wird die gesamte irdische und kosmische Welt als weiblich göttlich betrachtet und als Mutter alles Lebendigen anerkannt. Wir kennen noch den Ausdruck Mutter Erde. „Die Natur ist unsere Lehrmeisterin“ lautet ein Sprichwort, der Minangkabau. Wie in der Natur werden Leben und Tod als zyklisch aufgefasst. Das irdische Leben gilt als höchster Wert. Mutter Erde wird geehrt und fortwährend in Jahreskreisfesten gefeiert.

Es gibt zahlreiche Matriarchate weltweit. Die größte Ethnie umfasst 11 Mio. Menschen.

Taditionelle Adat -Zeremonie Minangkabau

Alle Bilder oben sind uns freundlicherweise von MATRIAVAL zur Verfügung gestellt worden.

Matriarchales Europa

Die matriarchale Kulturepoche Europas wurde von der litauischen Archäologin Marija Gimbutas „Alteuropa“ genannt. Jene friedliche, vor indoeuropäische, vorkeltische Urbevölkerung, deren Kreis die Saligen Frauen angehörten, deren Weltansicht unser Kirchenjahr prägte, wird „altes Volk“ genannt. Wir haben reichlich Belege in der Sprachwurzelforschung, wie in der Archäologie (Langhäuser Steinkreise, Göttin-Figurinen z.B. Venus von Willendorf) sowie in der Sagen und Mythenforschung welche auf einen längeren Zeitraum als das Patriarchat (5000Jahre) hinweist.

Original-nachgebautes Langhaus im Waldviertel

Nach der modernen Matriarchatforchung gehen wir von einer matriarchalen Jungsteinzeit aus, die gemäß archäologischen Daten noch bis 5000 vor unserer Zeitrechnung, friedlich währte. Von den ersten Anfängen der Pflanzerinnenkultur um 15 000 v.u.Z. bis zum voll entwickelten Matriarchat um 5000 v.u.Z. ist es ein beträchtlicher Zeitraum! Nach dieser Zeit bleibt die Bedeutung der Frau noch erheblich, obwohl die Kultur sich wandelt. In der Kupfer und Bronzezeit gibt es spürbare Veränderungen, erhöhte Arbeitsteilung, Rinderbauern auch in Europa, aber noch kein Patriarchat. Im deutschsprachigen Raum währt die matriarchale Zeit bis in die späte Eisenzeit, erst dann kommt es zum flächendeckendem Patriarchat, durch Gewalt und Hierarchie. (Heide Göttner -Abendroth)

Im Waldviertel am Heldenberg ist eine von Studenten nachgebaute jungsteinzeitliche Langhaussiedlung, wo Kinder und Erwachsene wie damals Brotbacken, um den original-nachgebauten heiligen Herd sitzen können und mit Begeisterung die Reise in die Vergangenheit antreten.

Gefäß der Lebensmittelaufbewahrung, tanzenden Schamaninnen Hörbath-Museum Nö siehe unten

Frauen werden heute in matriarchalen Kulturen mit der tragenden Säule der Mitte des Hauses verglichen, unsere Langhäuser waren ebenso gebaut, die Stabilität kam nicht von den Außenwänden, sondern von den Mittelstehern.

Sippen-Langhaus von innen, nachgebaut Waldviertel

Wie hat es sich gelebt im Sippenhaus?

Brüste als Symbol der Lebensquelle und Nahrungsspende sind allerorts zu sehen, hier an der Hauswand in welchem Lebensmittel bearbeitet und gelagert wurden.

Brüste auf der Außenwand des Langhauses für Nahrungsaufbewahrung
Brüste auf Krügen zur Lebensmittelaufbewahrung

Zickzacklinien und M-Zeichen, in der Ikonografie aller prähistorischen

Zickzack Muster und Kreissymbolik auf Langhaus-Außenwand

Perioden Europas und der ganzen Welt sind Zickzackmuster und Wellenlinien das Zeichen für Lebenswasser. Diese Symbole waren bereits 40 000 vor unserer Zeit verwendet worden, an Figurinen unter Brüsten und Vulva eingeritzte M-Zeichen lassen die symbolische Verwandtschaft zwischen Lebenssäften und Fruchtwasser hervortreten. (Marija Gimbutas)

Außer in Europa leben heute zahlreiche Menschen weltweit friedvoll und matriarchal.

Göttin von Eggendorf Nö, am Hauptplatz
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