Frauen, Männer & Kinder

Frauen und Männer im Matriarchat- versus Patriarchat

Frauen und Männer achten einander, Frauen und Männer sind gleichwertig, gelten aber nicht als gleich! Sie haben im Matriarchat zwei je eigene, unterschiedliche Aktionsphären, die sich aufeinander beziehen.

Tante Kiko und Nichte Sadama -Mosuo

Frauen und Männer verbringen die romantisch-leidenschaftlichen Stunden miteinander. Beide sind in der Wahl ihrer Liebespartner frei, und immer wirtschaftlich unabhängig von einander.

Mosuo-Jugend beim Singen traditioneller Lieder

Die Liebesbeziehung dauert so lange wie die Liebe währt, wobei die Frau die Einladende ist. Es geht dabei niemals um Geld, das ist auch nicht nötig, auch nicht um Prestige, da Frauen wie Männer am Clanbesitz ihres Mutterclans teilhaben. Bei Heirat zieht der Mann zur Frau auf den Hof, das ergibt Sinn, denn die Kinderbetreuung ist so gewährleistet, da immer jemand da ist, wenn die junge Frau arbeitet.

Hausarbeit und Feldarbeit, wie Kinderbetreuung wird gemeinsam von Männern und Frauen erledigt. Haus und Hof ist Clanbesitz.

Das Feld wird gemeinschaftlich von Männer und Frauen bearbeitet. - Mosu
Das Feld wird gemeinschaftlich von Männer und Frauen bearbeitet. – Mosuo

Frauen und Männer definieren sich selbst.

Natürliche Unterschiede des Alters und Geschlechts werden geachtet und respektiert. Vielfalt ist ein Wert und gilt als der Reichtum der Gesellschaft.

Mosuo-Mann am Feld

Es gelten keine von außen definierten Wesenszuschreibungen, weder für Frauen noch für Männer.

Den Frauen liegt die Verwaltung von Land, Haus und Lebensmittel in den Händen, sie agieren im Wohle aller, Umverteilung ist das Ideal, nicht Akkumulation. Frauen gelten als das Beständige, wie die Säule, die Mitte, die das Haus, das Zelt trägt, die Männer sind im Vergleich dazu die Zugvögel, sie übernehmen mit großer Diplomatie die Kommunikation, beispielsweise mit anderen Clans, im Dorf- oder Stadtrat, vertreten und repräsentieren den Mutterclan nach außen. Denn matriarchale Menschen sind eine Konsensgesellschaft mit Delegiertenwesen, welches den Männern obliegt. Dabei sind sie nicht Entscheidungsträger, sondern Überbringer. Ihre Aufgabe sehen sie in der Friedenssicherung, sie übermitteln, was im Clan von Frauen und Männern abgestimmt wurde, so ist am Ende Konsens im Dorf und Stadtrat sowie weiten Regionen möglich. Gegenüber unserer Mehrheitsabstimmung sind in matriarchalen Kulturen alle mit dem Beschluss zufrieden, niemand wird stimmlos gemacht, auch Minderheiten nicht.

Traditionelles Bootsrennen, die Ruder werden an die Frauen weitergereicht. – Mosu

Jeder Mensch ist so, wie sie oder er von der Mutter geboren wurde, vollkommen und erwünscht. Mehrgeschlechtliche Menschen oder Söhne, die als Töchter leben wollen, was öfter vorkommt als bei uns, entscheiden sich. Frauen, die als Söhne leben wollen, was im M. seltener vorkommt, wählen die Aktionssphäre der Frau oder des Mannes. Dabei geht es darum das ganze Spektrum der Aufgabenbereiche zu wählen, etwa soziale Aufgaben, Spirituelles etc. nicht etwa um einen Sexualpartner. Wer nachts wen besucht, weiß nur die Mondin und tut nichts zur Sache.

Lachender Mann bei der Feldarbeit – Mosuo

Frauen und Männer sind weder in Konkurrenz, noch im Geschlechterkampf, noch voneinander abhängig, da sie von der Gemeinschaft getragen werden. Kinder wachsen von der Gemeinschaft reguliert auf, gemeinsam statt einsam, das ist ihr Motto, dies sind ihre Werte. Da Privateigentum unbekannt ist überträgt es sich nicht auf Liebespartner oder Kinder, matriarchale Menschen sind daher nicht von Eifersucht geplagt.

Mosuo Frau am Lugusee mit traditionellen Mosuo-Hut oder Haarkrone

Im Alter sind Frauen und Männer hochgeehrt, fürsorglich kümmern sich Kinder und Enkelinnen. Wo die Alten sind, wohnt das Glück, lautet ein Sprichwort der Mosuo. Sie kennen keine Altersheime und Demenz ist unbekannt.

Großmutter vor ihrem Haus – Minangkabau

Frauen und Männer im Patriarchat

Frauen und Männer kennen Konkurrenz und Geschlechterkampf, sowie Abhängigkeit zu Ungunsten der Frau. Es besteht nach wie vor ein Gefälle im Verdienst bei gleicher Tätigkeit, ohne dass Frauen damit einverstanden wären, trotz Demokratie. Das Selbstwertgefühl Frauen und Mädchen kann sich bei ungleicher Entlohnung nicht richtig entwickeln. Das Geld der Frauenforschung fließt seit einigen Jahren fast ausschließlich in die Genderforschung, Gehälter bleiben aber ungleich, das greift zu kurz.

In der Ehe und mit Kindern verschärft sich die Lage durch finanzielle und soziale Abhängigkeit der Frau. Neben Isolation und Mehrfachüberfrachtung ist meist die Mutter alleine für die Kinder und zusätzlich noch für die Alten, vor allem im ländlichen Bereich, zuständig. Die meiste familiäre Gewalt, sowie Missbrauch bis hin zum Mord an Frau (Femizid) und Kind passiert statistisch gesehen (Quelle: Miriam Irene Tazi-Preve) in der Kleinfamilie, da Traumatäter unbeobachtet sind und bleiben. Künstliche Mängel, wie z.B. der Finanzielle, werden geschaffen. Genauso wie das Grundbedürfnis an Ernährung und Schlaf, der Ruhe und Entspannung werden kaum ausreichend erfüllt. Statistisch gesehen ist für den von der Arbeitswelt absorbierten Mann die Familie immerhin ein Ort der Entspannung und des Ausgleichs, für die Frau hingegen sieht es anders aus, die Familie ist ein zusätzlicher Arbeitsplatz ohne Pausen, Dienstschluss oder Ablöse, mit zusätzlichen Nachtdiensten, unabhängig vom Gesundheitszustand der Frau. Obwohl es auch mittlerweile in der westlich-patriarchalen Welt nachgewiesen wurde, dass z.B. Menstruationsbeschwerden ähnlich heftige Schmerzen wie ein Herzinfarkt verursachen, wird Frauen schon von jungen Mädchenalter an antrainiert ihr Empfinden zu unterdrücken und auch unter Schmerzen zu funktionieren und ihren „Pflichten“ nachzukommen. Die körperlichen und seelischen Herausforderungen einer Schwangerschaft, welche einer Belastung eines Hochleistungssportlers entsprechen, allerdings für 24 Stunden täglich, werden entweder komplett ignoriert oder im gegenteiligen Extrem als Krankheit angesehen.

Oft führt es zum totalen Zusammenbruch der seelischen wie leiblichen Gesundheit der Frau. Alleinerzieherinnen ernähren sich und ihre Kinder nicht selten mit einem Gehalt, selbst wenn Alimente gezahlt werden, reicht es oft nur für die nötigste Grundversorgung. Die sogenannte Kinderarmut, von der heute gesprochen wird, ist in Wahrheit nichts Geringeres als verschleierte Mütterarmut!
So ist es traurig, wenn man darüber nachdenkt, dass das Konzept des „Love-Bite“ (die Mutter richtet Lebensmittel für die Kinder her und nimmt sich selbst nur einen Bissen des Essens, damit für die Kinder genug bleibt) wieder immer gängiger wird und nicht nur Randgruppen oder schwer von Armut betroffene Familien betrifft. Aus Angst und Scham wird dieses Phänomen verschwiegen, eine Schande für unsere Gesellschaft.

Jungen pro-sozialenn Vätern wird es am Arbeitsplatz schwer bis unmöglich gemacht sich nach eigenen Vorstellungen zeitmäßig einzubringen z.B. im Krankheitsfall von Frau und Kind, oder Altenpflege, das geht bis zu Androhung des Verlustes des Arbeitsplatztes. Junge Männer setzt mitunter die Vorstellung alleine eine neugegründete Familie zu erhalten untert Druck wenn sie einer Ausbildung oder künstlerischen Tätigkeit nachgehen so daß sie sich gegen ihren Wunschberuf entscheiden der Absicherung wegen. Junge Frauen brechen nicht selten ihre Ausbildungen wärend einer ungeplanten Schwangerschaft ab. Da junge Frauen und Männer bei Nachwuchs nicht mehr von der Gemeinschaft getragen sind.


Kinder und Jugendliche im Patriarchat

Kinder und Jugendliche werden unfertig und völlig hilflos geboren. Sie sind ihren Eltern von Geburt an anvertraut, aber auch ausgeliefert. Patriarchalisierte Mütter und Väter, erziehen ihre Kinder entsprechend der ihnen bekannten Muster. Die allermeisten Eltern lieben ihre Kinder und wollen selbstverständlich nur ihr Bestes.

Wir kennen jedoch das Trotzalter, Pubertätskrisen, Mutter-Tochter-Konflikte, sowie Vater-Sohn-Konkurrenz. Rosenkriege, Scheidungswaisen, Zeitmangel, Obsorgekämpfe, Drogenabhängigkeit, psychische Erkrankungen unserer Kinder und Jugendlichen, wie z.B. Bettnässen oder Einkoten. Essbrechsucht, Aggression und Depression, Sexsucht, Computer- bzw. Handyabhängigkeit, Alkoholsucht, Jugend-Kriminalität und Wohlstandsverwahrlosung, Kinder- und Jugend-Suizid sind leider tief in der patriarchalen Gesellschaft verankert. Kein Kind wird beispielsweise brechüchtig geboren, es sind die Ansprüche des Umfeldes, der Gesellchaft, wie eine Frau oder Mann heute auszusehen hat, wobei in unserer Gesellschaft meistens die Mutter dafür verantworlich gemacht wird. Ein grausamer Suizid, der mit Eitelkeit nichts zu tun hat ,sondern mit dem Wunsch geliebt zu werden! Von namhaften Firmen lächeln uns junge Mädchen und Jungs audruckslos entgegen als lebendes Beispiel, Models mit Gewichtsvorschriften, welche ihre Selbtgefährdung nicht erkannt haben.

Wir leben in einer sexualisierten Gesellschaft, in der Gewalt und Pornografie konsumiert werden, auch auf Kosten von Frauen und Kinder ärmerer Länder. Jugendliche konsumieren an Schulen Drogen und verkaufen Sex während des laufenden Schulbetriebes auf der Toilette aus Langeweile und als Kick.  Und das nicht etwa in sozial schwächeren Bezirken der Großstadt, sondern auch an renommierten Schulen, an denen man durchaus mehrstellige Schul-Beiträge im Monat bezahlt.


Kinder und Jugendliche in matriarchalen Kulturen

Kinder gelten als im eigenen Clan wiedergeborene Ahninnen und Ahnen und sind matriarchalen Menschen heilig. Ihre leibliche Gestalt haben sie folgerichtig von ihren Ahninnen! Daher kennen sie keine Schönheitsideale.

Die ersten vierzig Tage nach der Geburt, bei der die Mutter alle erfahrenen Frauen des Clans begleiten, verbringt die Mutter am Herdfeuer. Das heißt am eigenen Hof geborgen . Der ganze Clan umsorgt liebevoll Mutter und Kind und jeder Wunsch wird ihr von den Augen abgelesen, das Kind wird ständig von allen Männern und Frauen getragen und das ganze Dorf kommt das Baby begrüßen und bringt Geschenke für Kind und für die Mutter. Gekochte Speisen stehen ständig am Herdfeuer für die Stillende bereit. Sie stillt zwei Jahre, danach umsorgen die Großmutter und die Tanten das Kind, sowie alle anwesenden Männer, während die junge Frau arbeitet.

So erfährt das Kind, dass immer jemand da ist. Es erfährt „Getragen-sein“ und Fürsorge von allen im Clan.

Spielende und lachende Kinder – Mosuo

Kinder im Matriarchat werden nie alleine gelassen, weder tagsüber noch nachts. Sie sind mit ihren Müttern im Zentrum, sie sind entspannt und ruhig, da sie keinen Stress haben noch von der Mutter spüren, wenn ein Baby weint überlegen die Erwachsenen, was sie falsch machen.

Später sind Kinder überall dabei und dürfen bei allen Arbeiten rund um Haus und Hof mithelfen, ab 13 Jahren dürfen sie an Clanbesprechungen teilnehmen, ihre Stimme abgeben, gelten nicht als störend, passen überall hin – sind fallweise auch im Beruf dabei – und sie müssen keine Strategien erfinden, um Aufmerksamkeit zu erlangen, oder krank werden um gesehen zu werden. Mutter und Kind haben alle Aufmerksamkeit. Die Kinder bekommen, was sie brauchen. Dann widmen sie sich wieder ihrer Spiele. Dieses ihnen entgegengebrachte respektvolle Verhalten zeigen sie später Erwachsenen gegenüber. Kinder und Jugendliche wachsen von der Gemeinschaft reguliert auf.

Alle Frauen im Clan werden von den Kindern als Mütter betrachtet, obwohl sie wissen, wer sie geboren hat.

Mutter mit Kind – Minagkabau

Jedes Kind hat viele soziale Väter neben dem biologischen. Mutterbrüder und Cousins kümmern sich liebevoll, sind Vorbilder und Rollenmodelle und begleiten die Kinder ihrer Schwestern als männliche Bezugsperson. Darauf sind die Männer stolz, es ist ihnen wichtig, wie eine gute Mutter zu sein (Mosuo-Mann im Interview ). Somit gibt es auch keine Scheidungswaisen.

Dieses fürsorgliche Verhalten eignen sich die Kinder und Jugendlichen von den Großen an, und sorgen so für die Kleinsten und später für die Alten.


Sadama mit Großmutter am Motorrad – Mosuo

Fazit

Die meisten unserer gesellschaftlichen Probleme treten im Matriarchat nicht auf.

Frauen- und Kindesmissbrauch sind unbekannt, es gibt noch nicht einmal ein Wort dafür!

Mädchen im Clanhaus - Mosu
Mädchen im Clanhaus – Mosu

Matriarchalen Menschen fehlt jede Toleranz für Gewalt, deswegen haben sie keine Trauma-Täter. Eine Erklärung dieser in westlichen Kulturen auftretenden Missstände löst bei ihnen nur betroffenes Kopfschütteln aus.

Sexualität als Eroskraft wird nicht in den Schmutz gezogen. Es ist die Kraft, die die Welt in den Angeln hält. Es ist unüblich öffentlich darüber zu reden, jede Intimität wird unter Zurückhaltung und mit Respekt gelebt. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch keine falsche Schamhaftigkeit und Mütter klären ihre Töchter ohne Tabuisierung auf. Plakative öffentliche Zurschaustellung oder Vermarktung wird hingegen in keinster Weise praktiziert.

Nichte und Mutterbruder (Onkel) – Minangkabau

Es gibt keine gewaltverherrlichend Kinderspielzeuge oder –spiele, weder in Rollenspielen noch virtuell. Im Gegenteil, sie ahmen wie jedes Kind die Großen nach und folgen ihrem friedlichen Vorbild.

Alle Bilder wurden uns freundlicherweise von MatriaVal e. V. zur Verfügung gestellt.

Filmemacherin,Uscha Madeisky bei der Arbeit.

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